Rosenkohl erfolgreich anbauen – in 10 Schritten
Rosenkohl erfolgreich anbauen – in 10 Schritten
Seinen Ursprung hat der Rosenkohl im 17. Jahrhundert, als Gemüsebauern aus Saint-Gilles, einem Ort nahe Brüssel, durch Kreuzung mit dem Mailänder Kohl eine neue Hybridsorte entwickelten. Die senkrechte Wuchsform ermöglichte eine platzsparende Kultur, verbesserte die Kältetoleranz und steigerte die Erträge – eine bedeutende Innovation. Sie entstand nach dem Bau der zweiten Stadtmauer, als der Gemüsebau aus dem Brüsseler Stadtkern in die umliegenden Gebiete verlagert wurde.
Seit dem 19. Jahrhundert verbreitete sich der Rosenkohl in ganz Europa. Großbritannien, die Niederlande und Belgien sind heute die weltweit größten Produzenten. In Deutschland ist Rosenkohl nach wie vor ein gefragtes Gemüse – das Land ist inzwischen der fünftgrößte Produzent Europas.
Die 10 Schritte beim Rosenkohlanbau
Rosenkohl ist eine zweijährige Pflanze, die wie eine einjährige angebaut wird. Rosenkohl entwickelt einen aufrechten Stängel von bis zu einem Meter Höhe, an dem sich zahlreiche kleine Röschen von 2 bis 4 cm Durchmesser bilden. Die Kultur ist lang, erfordert Geduld und eine sorgfältige Pflege – vergleichbar mit anderen Kohlarten.
1. Die Aussaat in der Jungpflanzenzucht
Rosenkohl wird in der Jungpflanzenzucht meist in ungeheizten Gewächshäusern oder direkt im Freiland ausgesät, je nach Witterungsbedingungen.
- Aussaatstärke: 3 bis 5 g/m²
- Optimale Keimtemperatur: 15 bis 20 °C
- Keimdauer: 6 bis 10 Tage
Die Jungpflanzen werden in Presstöpfen oder Multitopfplatten angezogen – das fördert ein sicheres Anwachsen.
2. Pflanzung
Die Auspflanzung erfolgt 4 bis 5 Wochen nach der Aussaat (je nach Region), sobald sich 4 bis 5 gut entwickelte Blätter zeigen.
- Pflanzabstand: 60–70 cm zwischen den Reihen, 50–60 cm in der Reihe (entspricht 23.000 bis 40.000 Pflanzen/ha)
- Zeitraum: Mai bis Juli (je nach Standort)
Empfehlung: Vorher hacken und nach dem Pflanzen gut wässern.
3. Bodenvorbereitung
Rosenkohl stellt hohe Ansprüche an die Bodenstruktur: Er benötigt einen tiefgründigen, gut durchlässigen und humusreichen Boden. Eine tiefgehende Bodenbearbeitung ist daher unverzichtbar, um eine gute Durchwurzelung zu ermöglichen. Besonders wichtig ist das tiefgründige Lockern und Nivellieren (30–40 cm Tiefe), insbesondere nach verdichtenden Vorkulturen.
4. Direktsaat im Freiland
In gemäßigten Klimazonen erfolgt die Aussaat von Mitte April bis Anfang Juni – für Erntezeitpunkte von September bis Dezember. Für besonders frühe oder späte Ernten gibt es angepasste Sorten für langen oder einen kürzeren Zyklus.

Diese Sorte bildet glatte, dunkelgrüne Röschen und hat eine Kulturzeit von etwa 190 Tagen. Die Ernte beginnt im Oktober.

Eine frühe Sorte, entstanden aus der Kreuzung aus Rosenkohl und britischem Grünkohl Kalettes®, mit offenen, gewellten Blättern in Grün und Violett. Ernte ab Oktober.
5. Die Sortenwahl – entscheidend für Reifezeit und Passung ans lokale Klima
Rosenkohl wird im Winter geerntet und profitiert dabei besonders von Frost. Minustemperaturen fördern nicht nur die Farbentwicklung, sondern auch ein einzigartiges Aroma. Für eine gezielte Anbauplanung ist die Sortenwahl entscheidend. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele aus dem Sortiment von VOLTZ Maraîchage – abgestimmt auf unterschiedliche Anbaubedingungen.

Unsere zuverlässige Standardsorte für die Aussaat von Anfang April bis Ende Mai. Der Vegetationszyklus beträgt rund 200 Tage, was Erntezeiträume von Oktober bis Januar erlaubt. Igor F1 ist verfügbar in konventioneller und biologischer Qualität.

Eine schnell wachsende Sorte, ideal für kühle Herbstbedingungen. Sie entwickelt bei niedrigen Temperaturen eine kräftige violette Färbung. Aussaat: April bis Mai, Ernte: November bis Dezember.
6. Kontrollierte Düngung: der Schlüssel zu erfolgreichem Rosenkohlanbau
Rosenkohl stellt hohe Anforderungen, insbesondere an die Stickstoff- und Kaliumversorgung.
Im ökologischen Anbau erfolgt die Grunddüngung idealerweise im Herbst – z. B. mit reifem Kompost oder Stallmist. Wichtig: Rosenkohl reagiert empfindlich auf Bormangel. Stickstoffgaben sollten in mehreren Teilmengen erfolgen, um das vegetative Wachstum gezielt zu unterstützen, ohne es zu übersteuern.
7. Fruchtfolge und Begleitkulturen
Rosenkohl lässt sich gut nach Leguminosen anbauen, die den Boden durch ihre Stickstoffbindung aufwerten. Nicht empfohlen ist der Anbau nach anderen Kreuzblütlern (Brassicaceae), da dies das Risiko für bodenbürtige Krankheiten wie Kohlhernie oder Sklerotinia deutlich erhöht. Als Begleitkulturen eignen sich aromatische Kräuter wie Dill oder Kamille – sie tragen zur Reduktion des Schädlingsdrucks bei.
8. Pflegemaßnahmen im Rosenkohlanbau
- Bewässerung: In Trockenphasen ist eine gezielte Bewässerung notwendig – besonders in der Phase der Röschenbildung.
- Regelmäßiges Hacken und Anhäufeln fördert die Standfestigkeit. Gleichzeitig wird Unkraut unterdrückt.
- Unkrautbekämpfung: Im ökologischen Anbau mechanisch oder thermisch; im konventionellen Anbau ein gezielter, reduzierter Herbizideinsatz.
- Schutz vor Schädlingen und Krankheiten:
Kohlhernie: eine bodenbürtige Pilzkrankheit, die zu Deformationen und Verdickungen an den Wurzeln führt. Wirksame Maßnahmen sind eine weite Fruchtfolge und eine verbesserte Bodendrainage.
Falscher Mehltau: Dieser Pilz verursacht Vergilbungen und Welken der Blätter. Vorbeugung durch gute Bodendrainage und Kupferpräparate.
Erdflöhe: Kleine Käfer, die Lochfraß an den Blättern verursachen. Ein Insektenschutznetz oder organischer Mulch können die Ausbreitung eindämmen.
Blattläuse: Sie können junge Triebe befallen und die Pflanzen schwächen. Natürliche Behandlungen z. B. mit Schmierseife oder durch den gezielten Einsatz von Marienkäfern.
9. Ernte und Lagerung
Die Rosenkohlernte erfolgt manuell oder maschinell – je nach Flächengröße. Geerntet werden gut geschlossene Röschen von unten nach oben entlang des Stamms.
Die Lagerung erfolgt in einem Kühlraum (0-1 °C, Luftfeuchtigkeit > 95 %) für 3 bis 4 Wochen. Ein schnelles Vorkühlen ist notwendig, um die Frische des Rosenkohls zu bewahren.
10. Absatzwege und Vermarktung
- Frischmarkt : Wochenmärkte, SoLaWi, Hofläden, LEH (insbesondere im Winter)
- Verarbeitung : Tiefkühlindustrie (gleichmäßige Sorten, maschinelle Ernte)
- Export : In Deutschland spielt die Ausfuhr bislang eine untergeordnete Rolle – sie ist jedoch möglich, sofern die Qualität stimmt. → Entscheidend sind eine einheitliche Kalibrierung, die Präsentation (entblätterte Strünke, verlassene Röschen) sowie eine kontinuierliche Lieferfähigkeit.
Rosenkohl ist eine anspruchsvolle, aber wirtschaftlich lohnende Kulturpflanze – insbesondere für Regionen mit kühlerem Klima. Neue Sorten und eine wachsende Sortimentsvielfalt ermöglichen es heute, gezielt auf die Erwartungen von Markt und Verbrauchern einzugehen: ob in puncto Geschmack, Farbe oder Nährwert.
Also: Welche Sorte wählen Sie für diese Saison?
Juni 2025
Frankreich Agrimer; CTIFL; SemenceMag; Landwirtschaftskammer von Okzitanien.